Ziegelherstellung – in Perach wird
an Heimatgeschichte erinnert
Feierliche Eröffnung des neuen Peracher Denkmalplatzes mit Enthüllung von Infotafeln und kirchlichen Segen vor zahlreichem Publikum
Das Zusammentreffen des Peracher Dorffestes mit Eröffnung des neuen Denkmalplatzes zur Ziegelherstellung am vergangenen Samstag vor zahlreichem Publikum war natürlich kein purer Zufall. Alles hatten die Organistoren perfekt gerichtet mit dem Segen von oben, denn das Wetter hätte nicht traumhafter sein können. Erwartungsvoll versammelten sich die Besucher zur Enthüllung von beidseitig beschrifteten, bebilderten und gut zugänglichen Informationstafeln über die geschichtlichen Zusammenhänge der Peracher Ziegelherstellung von 1840 bis 1940.
Noch ehe aber der kirchliche Segen von Pfarrer Wernher Bien erfolgte, eröffneten den feierlichen Anlass 1. Bürgermeister Hans Eschlberger und der planende Landschaftsarchitekt Wolfgang Schuardt mit bemerkenswert informativen Ansprachen.
Der Bürgermeister entbot zunächst einen Willkommensgruß und dankte namens der anwesenden Gäste aus dem gesamten Gemeindegebiet den drei ausrichtenden Peracher Vereinen aus den Sparten Schnalzen, Schützen, Eisstock für die gleichzeitig mustergültige Organisation des Dorffestes sowie der Ainringer Musi für das musikalische Geleit (wir berichteten gesondert).
Übergreifend auf die heimatliche Geschichte, zeigte Eschlberger auf, dass die Gemeinde Ainring bekanntlich 57 Ortsteile aufweise, jede Örtlichkeit davon mit geschichtlicher Besonderheit. Beispielsweise fanden Erwähnung am Högl das Brechen und die Bearbeitung von Högler Sandstein. In Hammerau sei im Jahr 1537 vom Salzburger Fürsterzbischof das Eisenwerk begründet und in Perach über viele Generationen Ziegel hergestellt worden. Dafür habe jeder Bauer zur Absicherung seiner Existenz einen Ziegelstadel sein eigen genannt. Insgesamt zehn Stadel habe es gegeben.
Über viele Generationen sei die Ziegelherstellung ein enorm wichtiger Zuverdienst gewesen, auch dank des genügend vorhandenen Rohstoffes Lehm, im Volksmund „Letten“ genannt. Das Ziegelfertigen sei jedoch eine sehr beschwerliche Arbeit gewesen und wie aus einem Dokument des Gemeindearchivs aus dem Jahr 1887 entdeckt, hätten seinerzeit sogar zwölfjährige Buben Schwerstarbeit geleistet.
„Wie der Arbeitsvorgang, und vor allem, was damit zusammenhängt, ausgeschaut hat, dokumentieren die Schautafeln, die wir anschließend enthüllen werden“, verwies das Gemeindeoberhaupt. Und wie die Peracher Ziegel im Originalzustand ausgeschaut haben, sehe man sowohl an den gemauerten Sitzhockern auf dem neuen Platz, an der Alten Saline in Bad Reichenhall und an der Stiftskirche St. Zeno, wo Dachziegel aus Perach verbaut worden seien. Eschlberger: „Wir, als Gemeinde, wollen mit unserem Peracher `Denkmalplatzerl` an ein Stück Heimatgeschichte erinnern und an das Geschick und den Fleiß unserer Vorfahren im täglichen Kampf um eine wirtschaftlich tragfähige Lebensgrundlage.“
Landschaftsarchitekt Wolfgang Schuardt vom Planungsbüro aus Traunstein habe es wieder sehr gut verstanden, das Thema „Perach und die Zeit der Ziegelherstellung“ gegenwärtig und für die Nachwelt erfahrbar und erlebbar zu machen, sagte Eschlberger. Anerkennung gelte allen, die mitgeholfen hätten, dass dieser Platz habe verwirklicht werden können. Einen besonderen Dank richtete der Bürgermeister an den ehemaligen Gemeinderatskollegen Herbert Meigel, der den ursprünglichen Anstoß gegeben habe und für den das Vorhaben immer eine Herzensangelegenheit gewesen sei.
Hans Eschlberger versäumte es auch nicht sein ganz besonderes Lob den Mitarbeitern des gemeindlichen Bauhofes auszusprechen für die saubere handwerkliche Arbeit und allen, die an der Platzgestaltung beteiligt gewesen seien. Abschließend betonte der Gemeindechef, das Wort Denkmal habe was zu tun mit dem Begriff „Denken, Nachdenken“. Deshalb gelte die Einladung in diesem Zusammenhang an alle, nachzudenken über Heimat und Natur, Geschichte, Gegenwart und Zukunft.
Landschaftsarchitekt Wolfgang Schuardt vom Traunsteiner Planungsbüro erfüllte den von der Gemeinde erteilten .Auftrag. In seinem Grußwort verwies er darauf, dass das Ziegelei-Denkmal in Perach nun einen neuen Platz unter den Birken neben der Bushaltestelle erhalten habe. Vorher sei es eigentlich recht versteckt im Kreisel der Hallerstraße untergebracht gewesen. Jetzt hingegen sei die Anlage gut einsehbar und werde seiner Bedeutung als Zeugnis der Peracher Vergangenheit mehr gerecht.
Wie er erläuterte, seien schon beim Aufstellen des Denkmals immer wieder Leute stehen geblieben und hätten dabei spontan oft aus eigenen Erinnerungen und Erfahrungen von der früheren Zeit und von ihrer Jugend erzählt. „Und so soll auch die Botschaft sein, dass mit dem Denkmal die prägende Zeit der Ziegelherstellung in Perach von 1840 bis 1940 in Erinnerung gehalten wird“, betonte Schuardt.
Auf insgesamt sechs schön gestalteten Tafeln für deren graphische Bearbeitung Martin Köppl, für den Siebdruck die Firma Gugg, sowie der Historie angepasste Pfosten die Schlosserei Angerer und Grasselt verantwortlich zeichneten und der Ainringer Bauhof für die Herstellung der Anlage eine Riesenlob verdiene, könne nun in Ruhe und bequem die Art und Weise der Ziegelherstellung nachgelesen werden.
Kernstück des Denkmals aber sei ein vom Peracher Zimmerermeister Franz Schweiger nach originalem Vorbild nachgebauter eichener Arbeitstisch, auf dem früher der sogenannte “Letten” in Formen geschlagen wurde. Neben der Bushaltestelle sind drei bequeme Sitzhocker aus Peracher Ziegel aufgemauert, die erst kürzlich beim Umbau des Hammerauer Bahnhofgebäudes zum Vorschein kamen. So können sich die Kinder beim Warten auf den Bus auch im Freien hinsetzen und sind gleich mitten in der Geschichte Perachs. Wie Wolfgang Schuardt mitteilte, sollte das Ziegelei-Denkmal mittels Befestigung mit verschiedenen Ziegelarten, Schindeln und Gerätschaften, die eventuell noch in den Peracher Höfen vorhanden sind, ergänzt werden.
„Alle Einzelteile des Denkmals fügen sich zu einem schönen Gesamtbild, das einen anschaulichen Eindruck von einem wesentlichen Teil der historischen Peracher Vergangenheit bietet und einlädt zum Nachdenken über die frühere und heutige Zeit“, beendete Wolfgang Schuardt seine mit Beifall begleitete Rede.
Noch vor der endgültigen Enthüllung der versetzten Tafeln fand Pfarrer Wernher Bien anerkennende Worte für alle, die an der Gestaltung des neuen Ziegel-Denkmals in Perach mitgewirkt hatten. Nach einem gemeinsamen Gebet segnete er die gesamte, teils noch zu begrünende Anlage, die er als sehr gelungen und attraktiv bezeichnete.
Text: Schlosser, Fotos: Schlosser und Fritzenwenger